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2. September 2011

Darum Musiktherapie

Nun bin ich gerade in der Klausurvorbereitungszeit. Thema gerade: Daniel Stern.

Daniel Stern beschreibt in seinem Modell zur Entstehung des Selbstempfindens bei Säuglingen, dass das Lernen und das damit einhergehende Selbstempfinden sich Schubweise entwickelt. Zwei dieser Entwicklungsschübe sind das Empfinden eines verbalen Selbst und die Empfindung eines narrativen Selbst. Das heißt: Das Kleinkind kann nun sprechen und zu einem späteren Zeitpunkt sogar ganze Geschichten und Episoden erzählen, wobei es teils noch von den Eltern unterstützt wird.
Und genau zu diesem Zeitpunkt findet somit auch ein Abschiednehmen statt – ein Abschiednehmen von der Welt ohne Worte, voller intensiver Außen- und Innenwahrnehmungen sowie nonverbaler und später präverbaler Interaktion (z. B. Laute).

In dieser Lebensphase ist das Kleinkind so gesehen mutistisch, auch wenn es Laute von sich gibt, da es noch nicht die Sprache und damit diese Art des Strukturierens für sich entdeckt hat.

Und hier kommt die Musiktherapie ins Spiel. Auch das Empfinden von Musik kann meines Erachtens mit einer hohen Intensitätswahrnehmung verknüpft sein. Manch einer kann zu einem Musikstück ganze Phantasiereisen begehen. Ein anderer wiederum wird an bestimmte Situationen, Gefühle erinnert. Und dann gibt es wiederum Empfindungen, die so gar nicht in Worte zu fassen sind. Musik und Musiktherapie können somit bei diesem – positiven - Rückschritt helfen. Bei einem Rückschritt, dessen Ergebnis ist, dass eventuell eingefahrene Erlebnisebenen verlassen werden können und grundlegende, basale Erfahrungen und Wahrnehmungen wieder möglich werden. Vielleicht geschieht auch einfach nur ein Selbst-Vergessen und somit der vielleicht erholsame Schritt weg von den eigenen Gedankengängen oder, je nach Störungsbild, Zwängen.

Dass Musik eine tiefgehende Wirkung hat, war mir bereits vor dem Lesen des Stern-Textes bewusst. Dass dies aber ein Zurückbegleiten in die präverbale Zeit sein kann, ist mir dadurch noch einmal vertiefend bewusst geworden. Das einzelne oder gemeinsame Spielen von Musik kann somit ein Schonraum sein. Erfahrungen, die in der Musik (ob aktiv oder rezeptiv) gesammelt werden, können wiederum derart intensiv sein, dass ein anschließendes Verbalisieren kaum möglich ist. Und auch hierzu gibt Stern den Hinweis, dass auch Erfahrungen, die nicht einfach in Worte zu fassen sind, tiefgehend sein - und sich auf das weiter Leben und Erleben der Welt auswirken können.

Mein Fazit aus Sterns Theorie lautet: Sprache ist ein Geschenk. Sie ermöglicht Kommunikation, nimmt uns jedoch eine gewisse Tiefe des Erlebens, welche durch das Erfahren von Musik wieder zurück geholt werden kann.

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